Im Rahmen seines zweiten Interreg-Projekts lotet das Netzwerk Solidarische Nachbarn grenzüberschreitende Möglichkeiten zur Förderung einer lokalen Ernährungskultur aus. Projektinitianten sind die Kontaktstelle für Arbeitslose in Basel, das Weltbürgerhaus in Mulhouse und die Fabrik in Freiburg. Sie haben dieses Kleinprojekt zusammen mit zivilgesellschaftlichen Akteuren umgesetzt und Partnerschaften mit Gemeinschaftsgärten in allen drei Ländern aufgebaut – Schlemmergarten in Basel, Jardin de la Garance in Mulhouse und der Inklusivgarten zusammen Gärtnern in Freiburg.
Ihr Ziel: Dank ökologischer Landwirtschaft eine klimafreundliche und gesunde Ernährung für alle, und ganz konkret für Menschen in prekären Lebenssituationen, voranzutreiben – niederschwellig, regional verankert und umweltbewusst.
Die COVID-19 Pandemie hat diese Zusammenarbeit über die Ländergrenzen hinweg erschwert, und das 2019 auf ein Jahr ausgelegte Projekt wurde um ein weiteres Jahr verlängert. Gleichzeitig erhielt gerade durch die Pandemie die Frage nach gesunder und nachhaltiger Ernährung zusätzliche Aufmerksamkeit: Produktions- und Verkaufskanäle wurden eingeschränkt, die Forderung nach einer lokalen, unabhängigen Nahrungsmittelversorgung wurde lauter und neue Ideen kamen auf.
So wurde der Fokus auf die Auswirkungen der Pandemie und die Idee einer hochwertigen und nachhaltigen Ernährung gelenkt. Die Projektinitianten haben dazu sowohl Akteur:innen der Lebensmittelproduktion, -verarbeitung und -distribution wie auch Konsument:innen befragt. Welchen Einfluss hatten die Massnahmen? Verändern diese Erfahrungen in Zukunft das lokale Produktions-, Konsum- und Verkaufsverhalten? Die Videointerviews sind in einem Film festgehalten und auf solidarische-nachbarn.eu zu sehen.
Die geplanten Workshops in Gemeinschaftsgärten wurden, teilweise mit zeitlicher Verzögerung, durchgeführt. Sie dienten dem praxisnahen Austausch von Erfahrungen und der gemeinsamen Entwicklung neuer Produkte:
- Herstellen von Verjus
- Herstellen von eingelegten Weinblättern
- Haltbarmachen von Gemüsen aller Art mittels Milchsäuregärung
- Verwenden von Gemüseabfällen in Kräutersalzen
- Lagerungstechnik von Gemüsen im Garten mittels Gemüsesilo
- Mahlen von Saaten aller Arten in selbstgebauter Mühle
Es wurden lokale Produzent:innen im Dreiland besucht, die inspirierende Ideen in die Tat umgesetzt haben. Ausserdem bot eine trinationale Bildungsreise die Gelegenheit, verschiedene Ansätze der Kreislaufwirtschaft und ein unkonventionelles Beispiel der Bekämpfung von Langzeit-Erwerbslosigkeit kennenzulernen.
Die vielen Begegnungen in den drei Regionen zeigten die Wirksamkeit gemeinsamer Selbsthilfe und gaben Anregungen, wie durch Kreativität Krisensituationen gemeistert werden können.
Was die Auseinandersetzung mit dem Thema einer nachhaltigen Ernährung im Dreiland deutlich vor Augen führte: In Basel-Stadt sind weitere Massnahmen auf politischer Ebene notwendig, damit die Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Stadt gelingen kann. In Freiburg agiert z.B. ein Ernährungsrat: Der Ernährungsrat Freiburg & Region e.V. ist ein Forum, in dem sich alle relevanten Akteur:innen des Ernährungssystems von der Landwirtschaft und Gastronomie bis zur Verwaltung zusammen mit den Bürger:innen für die Förderung einer lokalen und nachhaltigen Ernährung einsetzen. Solche Initiativen braucht es auch in Basel.
Weitere Informationen: https://solidarische-nachbarn.eu/
Für Interviews stehen wir gerne zur Verfügung: loetscher@kstbasel.ch